mmer mehr Absolventen erkennen, dass ein traditionelles Angestelltenverhältnis nicht die einzige Option nach ihrem Abschluss ist. Ein eigenes Unternehmen zu gründen, hat viele Vorteile. Bevor Berufseinsteiger ein Jobangebot allerdings leichtfertig ablehnen, sollten sie sich genau überlegen, ob sie die nötigen Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringen, um den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.
Unternehmergeist – woran man einen Entrepreneur erkennt
Zum einen verbindet erfolgreiche Gründer die Leidenschaft für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung. Das ist nichts, was man lernen oder lehren kann. Die Gründung eines Unternehmens erfordert eine Vision, viel Kraft, eine enorme Portion Ausdauer, Energie und eine Arbeitseinstellung, von der viele nur träumen können. Denn wer steckt schon Herzblut in ein Produkt, für das man selbst nicht brennt?
Entrepreneure genießen ihre Freiheit und die flexiblen Arbeitszeiten, die die Arbeit an ihrem eigenen Projekt bietet. Sie haben keine Angst vor Innovationen und lieben abwechslungsreiche Tätigkeiten, durch die sie in kurzer Zeit viel lernen. Unternehmer sollten ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz haben, da selbst die größte Idee nicht zünden wird, wenn man sich nicht in seine Kunden und Mitarbeiter hineinversetzen kann. Auf den Punkt gebracht: Entrepreneure sind Macher, setzen Dinge schnell um und lassen sich nicht von Perfektionismus aus dem Konzept bringen.
Networking ist eine weitere wichtige unternehmerische Fähigkeit, weshalb Gründer mit möglichst vielen Menschen über ihre Geschäftsidee sprechen sollten. In den USA ist das ein ganz selbstverständlicher Teil des Unternehmergeistes. In Deutschland ist das bislang noch nicht die Regel. Im Land der Erfinder und Ingenieure, das nach wie vor weltweit führend bei Patentanmeldungen ist, haben Gründer oft Angst, dass jemand ihre Idee stehlen könnte. Hiesige Neu-Gründer sollten allerdings einen Blick in die USA riskieren und sich anschauen, wie wichtig die kooperativen Momente für die digitalen Erfolgsgeschichten sind.
Geht es also nur ums Geld?
Viele Absolventen wollen vor allem ein Unternehmen gründen, um einen erfolgreichen Exit zu schaffen. Dieser Impuls ist ein wichtiger Motor für das Unternehmertum. Gründer werden reich und Investoren erhalten Renditen. All dies schafft Know-how, Transparenz und ermutigt weitere Gründer und Investoren, sich diesem Kreislauf anzuschließen.
Doch auch die Gründung eines Unternehmens ohne Risikokapital lohnt sich. Denn wer nicht ständig Investoren hinterherjagt, kann sich darauf konzentrieren, die eigene Marke aufzubauen und neue Kunden zu gewinnen. Der Traum von der Selbstständigkeit dauert vielleicht etwas länger als die üblichen drei bis fünf Jahre, die Investoren meist bereit sind, auf einen Exit zu warten. So bleiben Gründer ihres eigenen Glückes Schmied – auch wenn es mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Kann ein „Angestellter“ diese Fähigkeiten adaptieren?
Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Menschen, die am Ende ihres Arbeitslebens 40 Jahre in einem Unternehmen tätig waren, wird es kaum noch geben. Arbeitnehmer werden in Zukunft immer flexibler sein müssen – im Hinblick auf ihren Wohnort, ihren Beruf und ihre Weiterbildungsmöglichkeiten. Dies setzt ein hohes Maß an Selbstständigkeit voraus. Die Folge: Der Mitarbeiter muss sich immer stärker unternehmerische Fähigkeiten aneignen, um für Arbeitgeber interessant zu bleiben.
Besonders wichtig ist es auch, Aufgaben zu hinterfragen. Etwas, das Entrepreneure ständig tun und von ihren Mitarbeitern ebenso erwarten. Arbeitnehmer sollten spätestens dann den Status Quo hinterfragen, wenn etwas schiefgeht. Um zu vermeiden, dass der Fehler wieder passiert, kann die sogenannte 5-Why-Methode hilfreich sein. Zudem sollten sich gerade Mitarbeiter in größeren Unternehmen an Gründern orientieren und eigene Netzwerke aufbauen. Dies hilft dabei, sich von der Masse abzuheben, bestenfalls einen Führsprecher in jeder Abteilung des Unternehmens zu haben und in Konzernen erfolgreich aufzusteigen. Gleichzeitig kann auch eine längere Auszeit vom Tagesgeschäft Arbeitnehmer dabei helfen, sich auf andere – ebenso relevante wie lohnende – Dinge zu konzentrieren und aus diesen neuen Erfahrungen etwas Nützliches für die eigene Arbeit mitzunehmen.
Es liegt auch an den Unternehmen selbst, eine entsprechende Kultur zu etablieren, die es den eigenen Mitarbeitern ermöglicht, sich die genannten Fähigkeiten anzueignen. Unternehmer sollten daher ihrem Team genügend Freiraum bieten und sich nur selten ins Tagesgeschäft einmischen. Auch sollten Mitarbeiter nicht nur nach ihren Leistungen bewertet werden. Denn wer innovative Ideen belohnt und Fehler nicht ahndet, sondern sie als Lernmöglichkeiten begreift, fördert das eigene Team zusätzlich. Networking durch gemeinsame Mittagessen und Barcamps unterstützt den Teamgeist zusätzlich und hilft Gründern zu verstehen, was die Mitarbeiter im Unternehmen gerade bewegt.
Klar ist: Entrepreneure heben sich von der Masse ab. Ihr Fokus gehört ganz allein ihrem Unternehmen. Viele Fähigkeiten, die einen erfolgreichen Unternehmer ausmachen, können erlernt werden. Sie werden mit der Zeit zu wahren Experten, die ein Team aufbauen, das aus unterschiedlichen Talenten besteht. Wer also genügend Leidenschaft mitbringt und eine interessante Geschäftsidee hat, sollte sich unbedingt trauen, ein eigenes Unternehmen zu gründen!