Der Tag der Brexit-Frist rückt immer näher. Britische Marken nutzen die Gunst der Stunde, um den EU-Austritt für ihre Marketing-Zwecke einzusetzen. Aber kann das wirklich gelingen? Klar ist: Das Thema erregt die Gemüter und ist eine echte Herausforderung für Marketingverantwortliche. Hier stellen wir unsere vier Lieblingskampagnen vor.
Marmite: Love it or hate it
Marmite ist ein Sandwich-Aufstrich, an dem sich die Geister scheiden. Bereits in den 90er Jahren entdeckte das Marketingteam, dass die Konsumenten ihren Aufstrich entweder lieben oder hassen. So entschieden sie sich, Marmites spaltenden Charakter in ihren Kampagnen zu nutzen. Die Debatte um den Brexit spaltet die Nation ebenfalls in zwei Lager. Marmite startete daher im März dieses Jahres eine Social Media- und Printkampagne, bei der sie sowohl ihr eigenes Produkt als auch den Brexit aufs Korn nehmen: Die Öffentlichkeit ist angehalten, sich entweder für ein „Hartes Frühstück“, ein „Sanftes Frühstück“ oder „Kein Frühstück“ zu entscheiden. Eine eindeutige Anspielung auf den Brexit. Mit dem Slogan „Spaltung der Nation seit 1902″ verspottet Marmite spielerisch den politischen Streit – egal ob Du Marmite liebst, hasst, vom Brexit überzeugt bist oder nicht.
The Restless CMO findet: Wir leben in Zeiten, in denen Social-Media-Kampagnen größtenteils aus Bewegtbild bestehen. Marmite zeigt uns, dass auch eine gute Idee und ein cleverer Inhalt punkten kann.
„Made by Britain“ – Kampgane von British Airways
Zu ihrem 100. Geburtstag hat die Fluggesellschaft British Airways eine Bewegtbild-Kampagne gestartet, in der sie das britische Lebensgefühl feiert. Nationale Stars, wie die Sängerin Paloma Faith und die Künstlerin Grayson Perry als auch internationale Größen wie, David Bowie sind Teil der Kampagne. Ob das Ganze eine Anspielung auf den Brexit ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Aber in einer Zeit, in der das Thema der britischen Identität Hochkonjunktur hat, zaubert die Kampagne dennoch ein Lächeln ins Gesicht der Britinnen und Briten.
The Restless CMO findet: Die Kampagne von British Airways spielt geschickt mit Zweideutigkeiten und wählt so nicht nur den richtigen Zeitpunkt, sondern entzieht sich geschickt der Debatte. Gleich wie man nun zum Brexit steht, BA konzentriert sich darauf, dass in Zeiten des Umbruchs die nationale Identität die Britinnen und Briten miteinander verbindet. Eine wirklich gelungene Kampagne!
Die „Heart Immigration“ – Kampagne von Jigsaw
Die Luxus-Modemarke Jigsaw ist extrem britisch. Deshalb staunten die Briten nicht schlecht, als 2017 auf einmal Werbeanzeigen von Jigsaw mit dem Slogan „British Style is not 100% British“ in den wichtigsten nationalen Zeitungen und auf Londoner Bahnhöfen auftauchten. Gleichzeitig ging die Marke auf die Vorteile einer weltoffenen Einwanderungspolitik ein. Jigsaw bezog damit in der Brexit-Debatte ganz klar Position: „Wir könnten als Bekleidungsmarke nicht tun, was wir eben tun, wenn es keine Migration gäbe“.
The Restless CMO findet: Ein mutiger Schritt von einer Marke, deren Kundinnen und Kunden wahrscheinlich weitgehend für einen Brexit sind. Durch diese klare Positionierung leistet Jigsaw ihren Beitrag zur Debatte.
Die Billboard-Kampagne von Led by Donkeys
Eine äußerst ungewöhnliche Idee für eine Kampagne hatte die Anti-Brexit-Gruppe Led by Donkeys: Nach der Ankündigung der britischen Regierung, dass sie 100 Millionen Pfund für eine öffentliche Informationskampagne rund um den Brexit ausgeben würde, startete die Gruppe einen landesweiten Wettbewerb, um kreative Ideen für ihre neue OOH Kampagne in Großbritannien zu generieren. Unter Leitung der Donkeys werden die fünf besten Konzepte ausgewählt. Damit wolle die Gruppe die Öffentlichkeit mit Hintergrundinformationen zum Brexit versorgen. David Schneider, ein berühmter Komiker und der Schriftsteller Armando Iannucci küren die Gewinner Konzepte. Beeindruckend: Die Gruppe hat bereits über 180.000 Pfund an Crowdfunding zur Finanzierung der Kampagne gesammelt.
The Restless CMO findet: Co-creation im Bereich Marketing hat sich bereits für viele Marken bewährt. Denn Kampagnen, die gemeinsam mit der eigenen Zielgruppe kreiert werden, sind meistens umso wirkungsvoller. Die Led by Donkeys-Kampagne ist ein gelungenes Beispiel für diesen Ansatz und hat bereits einige wirklich kreative Ergebnisse hervorgebracht.