Die Konkurrenz zwischen Online- und Offline Commerce: eine amerikanische Perspektive

Eine Debatte, die seit geraumer Zeit die Gemüter der Geschäftswelt umtreibt, lautet: Offline vs. Online Commerce. Der stationäre Handel argumentiert, dass ihre Läden noch immer eine hohe Bedeutung haben (die sogar immer noch weiter steigt). Im Gegenzug dazu behaupten ihre E-Commerce-Kollegen, dass Läden in Fußgängerzonen, die allein von der Laufkundschaft der Schaufensterbummler leben, der Vergangenheit angehören. Wer hat Recht? Läuft der Online-Handel dem Offline-Sektor den Rang ab? Oder können doch beide Modelle friedlich nebeneinander bestehen und den Kunden sich gegenseitig ergänzende Shopping-Erlebnisse bieten? Wir fassen die aktuellsten Entwicklungen in diesem Bereich für euch zusammen:

Es war noch nie so leicht, eine Marke online zu launchen

Der Trend ging in den letzten Jahren immer mehr dahin, den Online-Launch einer Marke so einfach wie möglich zu gestalten. Über Plattformen wie Shopify wurde es für Unternehmer beispielswiese deutlich leichter, einen maßgeschneiderten Online-Shop zu erstellen, Produkte zu vertreiben und Bestellungen zu versenden – und das innerhalb von nur wenigen Tagen/Wochen. Derart die Grundlagen für einen schnellen Webseiten-Launch zu legen, ist für viele E-Commerce-Akteure immanent wichtig. Für Unternehmer kann dies den Grundstein für ein erfolgreiches Geschäft bedeuten; Konkurrenzunternehmen und Brand Manager erhalten hier bereits einen Vorgeschmack des immer stärker steigenden Wettbewerbs. 

An alle Offliner: Bitte nicht Online ignorieren!

Online- und Offline-Händler sind sich im Grunde genommen einig, dass der Gang in den Laden um die Ecke immer noch ein bedeutender Teil der Customer Journey ist. Worauf es hier für die Entwicklung des stationären Handels besonders ankommen wird, ist beide Komponenten sinnvoll in Einklang zu bringen. Ein Paradebeispiel hierfür ist der Launch von Facebooks Tracking-Funktion, die Facebook Ads mit tatsächlichen Ladenbesuchen verknüpft. Facebook ist dadurch in der Lage, Nutzer zu erkennen, die auf eine Werbeanzeige geklickt haben und anschließend tatsächlich einen entsprechenden Laden besuchen. Diese Informationen ermöglichen es Marketern, Online-Werbung mit Offline-Käufen zu verknüpfen.

Durch Technologien wie iBeacons bieten sich außerdem vielfältige Möglichkeiten in der digitalen Interaktion mit dem Kunden vor Ort: so können beispielsweise Rabatte maßgeschneidert auf die Produkte angeboten werden, für die sich der potenzielle Käufer aktuell interessiert. Dank digitaler Kassensysteme verfügen nun auch Einzelhändler über die Kundendaten, die bisher nur E-Commerce-Händlern vorbehalten waren.    

An alle Onliner: Bitte nicht Offline ignorieren!

Auf der anderen Seite sehen mittlerweile auch immer mehr Online-Händler die Vorteile einer gemischten Strategie. Bestes Beispiel hierfür ist Alibaba’s Investment in Intime Retail, einen führenden chinesischen Kaufhausbetreiber. Durch diesen Schritt ist Alibaba in der Lage, sein riesiges E-Commerce-Universum mit stationären Läden zu verknüpfen und Kunden beim Offline-Shopping Online-Vorteile zu bieten: Diese reichen von elektronischen Bezahlmöglichkeiten, über das Bezahlen am PoS in Kombination mit dem Versand nach Hause bis hin zur Integration von Augmented-Reality-Events à la Pokeman Go um Aufmerksamkeit zu erreichen und die Laufkundschaft zu erhöhen.  

Rückgang der Standorte

Traditionelle Retailer schließen mehr und mehr „überflüssige“ Standorte und fokussieren sich stattdessen darauf, die Loyalität der Kunden sowie deren Bindung an die Marke zu stärken. Die amerikanische Warenhauskette Macy’s verkündete z.B. im vergangenen Sommer, 100 Filialen zu schließen. Hier zeigt sich deutlich, wohin die Reise zukünftig geht: Eine Verschiebung des Fokus sowie ein Abbau überflüssiger Standorte. L’Oreal zeigt bereits jetzt wie es geht, setzt seit längeren seine Prioritäten im E-Commerce und investiert in innovative Start-ups und Unternehmen. Der Hersteller von Kosmetik- und Körperpflegeprodukten bleibt dadurch agil und immer auf der Höhe der Konsumenteninteressen. 

Online fördert das Entstehen von Nischenmarken

In den letzten Jahren konnte man mehr und mehr beobachten, wie Nischenmarken den großen Traditionsunternehmen wie Pampers, Kelloggs oder Gillette Marktanteile streitig machen. Sie sind in der Lage neue Technologien schnell umzusetzen, machen sich dabei unkonventionelle Werbemöglichkeiten und Verkaufskanäle zunutze und können ihren Markteintritt somit schneller gestalten. Dabei operieren sie wesentlich agiler und sind dadurch in der Lage, schnell auf aktuelle Trends zu reagieren. Ein gutes Beispiel hierfür war der Launch des Dollar Shave Clubs, ein Online-Aboservice für Rasierklingen. Gillette reagierte darauf mit dem Launch eines eigenen Gillette Shave Club. Die Nischenmarke stellte nicht wirklich eine Gefahr für Gillette dar: Das Unternehmen hält etwa 70% des weltweiten Marktes für Klingen und Rasierer. Nichtsdestotrotz war der Marktführer genötigt, seine Strategie aufgrund des neuen Nischenkonkurrenten zu überdenken. 

Der Job eines CMO wird durch diese Entwicklungen auch zukünftig nicht einfacher. Es gilt heutzutage, mit mehr Informationen in kürzerer Zeit umzugehen. Dafür hilft es, einen guten Überblick über die technischen Möglichkeiten einzelner Plattformen zu behalten. Die Art und Weise wie Kunden am besten angesprochen werden, sei es nun online, offline oder über beide Kanäle, ist entscheidend für den Erfolg.

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Nach der Eröffnung des New Yorker SevenVentures Büro lag Kyles Schwerpunkt auf der Vergrößerung des US-Teams sowie auf Bemühungen zur Unterstützung des Wachstums und der Expansion amerikanischer B2C-Unternehmen nach Europa. Bevor er für SevenVentures tätig wurde, arbeitete Kyle Widrick als leitender Investmentmanager für ein bekanntes …

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