Haltung zählt, gerade in der Krise

Unternehmen müssen Haltung zeigen. Das ist der Konsens einer aktuellen Umfrage der DMEXCO. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mehr denn je. Dabei kommt der Digitalbranche eine Schlüsselrolle zu. Höchste Zeit also darüber zu sprechen, was wir als Branche und Gesellschaft darunter verstehen und welche Haltung wir in der Praxis einnehmen.

Als wir uns im Januar 2020 für das Motto der diesjährigen DMEXCO –  „Attitude matters“ entschieden haben, war das Coronavirus weit weg. Ein rein chinesisches Problem, das uns zwar betroffen machte, aber noch nicht betraf. Trotzdem war damals (vor der globalen Pandemie) für uns bereits erkennbar: Es gibt großen Bedarf darüber zu sprechen, für welche Art von Gesellschaft wir stehen. Als Menschen, aber genauso auch als Unternehmen. Und diese Diskussion wollen wir im Rahmen der DMEXCO @home führen. 

Der weltweite Ausbruch der Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch einmal verstärkt. Die Umfrageergebnisse des aktuellen, erstmalig erstellten DMEXCO Report unterstreichen das: Die Digitalbranche ist sich einig: 95 (national) und 90 (international) Prozent der Befragten sagen, Unternehmen müssen Haltung zeigen. Aber wo? Besonders wichtig, so die Befragten, sei dies national in den Bereichen “Vertrauen/Transparenz gegenüber Kunden” (64 Prozent), “Klimawandel” (64 Prozent) und “Abschwächung der Coronakrise” (62 Prozent). International liegen ebenfalls “Vertrauen/Transparenz gegenüber Kunden” (63 Prozent) und “Klimawandel” (51 Prozent) ganz vorne.

Und: Unsere Branche glaubt nicht, dass es nach der Corona-Krise ein Zurück zu business as usual gibt. Für eine Mehrheit der Befragten (national 70 Prozent, international 54 Prozent) muss sich etwas ändern. Vor allem in drei Bereichen sehen die Teilnehmer Handlungsbedarf für die Zukunft: Unternehmen müssten Puffer für kommende Krisen aufbauen (national: 62 Prozent, international: 53 Prozent), nachhaltiger wirtschaften (national: 72 Prozent, international: 58 Prozent) und sich noch dringender um die Möglichkeiten des digitalen Arbeitens kümmern (national: 85 Prozent, international: 79 Prozent). Gleichzeitig glauben 49 Prozent der national und 42 Prozent der international Befragten, dass Gewinnmaximierung nicht mehr das oberste Prinzip von Unternehmensführung darstellen sollte. Obwohl Haltung in der Praxis auch Verzicht auf Rendite bedeuten kann, finden 95 Prozent der nationalen und 86 Prozent der internationalen Teilnehmer: Haltung in der Corona-Krise ist wichtig. Mehr als die Hälfte sagt sogar, dass Haltung dabei helfen könne, durch die Krise zu kommen.

Das Stimmungsbild ist also eindeutig. Es muss sich etwas bewegen. In unserem Markt, in den einzelnen Unternehmen, aber vor allem auch bei uns selbst. Die DMEXCO @home, die digitale Version der DMEXCO, will diese Diskussion befeuern. Vor allem aber auch bewirken, dass sich praktische Konsequenzen ergeben. Der gesamten Digitalbranche kommt nämlich eine Schlüsselrolle zu: Digitale Technologien haben in der Krise vieles möglich gemacht, was vor nicht allzu langer Zeit undenkbar schien: Videokonferenzen statt Reisen, Home Office statt Büropräsenz, virtuelle Workshops, globale Kollaboration uvm. 

Wir bestimmen ganz wesentlich das volkswirtschaftliche Innovationstempo und sind damit der Motor für die grundsätzliche Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Aber damit stehen wir auch voll in der Verantwortung. Gerade deshalb ist es an der Zeit zu fragen: Wofür stehen wir? Welche Haltung haben wir? Wie können wir Daten sinnvoll nutzen und trotzdem Datenschutz gewährleisten? Wie stellen wir wirklich sicher, dass Teile der Gesellschaft von der digitalen Transformation nicht abgehängt werden?

In einer immer komplexeren, zunehmend vernetzten Welt, ist das Zusammenspiel zwischen Technologie, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einerseits offenkundiger und andererseits für viele immer schwerer zu durchschauen. Da braucht es Leader mit einer klaren Agenda, Plattformen mit Verantwortungsbewusstsein und Politiker mit Know-how. Vor allem aber braucht es Macher mit Innovationsgeist und eine Gesellschaft, die bereit ist, Veränderung als Teil des künftigen Lebens zu akzeptieren. 

“Wofür stehen wir?” Fangen wir bei uns selber an, diese Frage zu beantworten. Parallel brauchen wir aber auch eine breite Diskussion in unserer Branche bei solch wichtigen Fragen. Ich freue mich auf die Diskussionen zum Thema auf der diesjährigen DMEXCO @home.

Teilen

Avatar-Foto

Dominik Matyka ist Chief Advisor der DMEXCO und in dieser Funktion unter anderem für die DMEXCO-Strategie verantwortlich. Er ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler, leidenschaftlicher Unternehmer, erfolgreicher Gründer und Risikokapitalgeber. Matyka gründete die datengetriebene native Werbeplattform plista, die in mehr als 20 Ländern tätig ist. Das Unternehmen wurde …

Das könnte dich auch interessieren