Die Traditionsmarke Hakle befindet sich mitten in einem Transformationsprozess. Wir sprechen mit Geschäftsführer Volker Jung über Nachhaltigkeit, die Vermarktung von Low-Interest-Produkten und die Zukunft der Hygienepapier-Branche.
Seit über 90 Jahren produziert Hakle nun schon Hygieneprodukte. Wie schafft es ein Traditionsunternehmen mit der Zeit zu gehen?
Als ich Anfang 2019 bei Hakle startete, hatte ich das Gefühl, die Marke müsse aufgefrischt werden. Das Unternehmen Hakle ist deutschlandweit bekannt. Das ist eine super Ausgangslage. Auf der anderen Seite spiegelt dies jedoch noch lange nicht die Anzahl der Menschen wider, die unsere Produkte dann auch wirklich kaufen. Meine Aufgabe ist es, eine neue Generation von Kunden davon zu überzeugen, dass Hakle auch noch etwas anderes bieten kann. Unser Schwerpunkt liegt darauf, ein Gefühl von Wohlbefinden und Komfort zu erzeugen. Gleichzeitig haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Produkten zu erfüllt.
Nachhaltigkeit steht bei den Verbrauchern hoch im Kurs: In welcher Verantwortung sehen Sie sich als Hygienepapierhersteller in Bezug auf den Klimawandel? Verwenden Sie nachhaltige Alternativen zur konventionellen Papierproduktion?
Wir wissen, dass wir eine große Verantwortung haben. Die Papierindustrie verbraucht insgesamt 6,6 Prozent der Energie in Deutschland – vom Wasser zur Herstellung des Papiers bis hin zur Wärme für die Trocknung der Rollen. Nicht zu vergessen die Plastikverpackung, in der die Papier-Rollen normalerweise verpackt sind. Wir forschen an alternativen Fasern in der Produktentwicklung, wie zum Beispiel Gras. Für einige unserer Produkte wollen wir eine Verpackung aus Papier einführen. Wir planen auch, die Recyclingfähigkeit des Kunststoffs, der für die Produktion von Hakle Feucht verwendet wird, zu verbessern. Der Deckel und die Verpackung bestanden bisher immer aus zwei Kunststoffarten, was ein einfaches Kunststoffrecycling erschwerte. Mittlerweile versuchen wir, dies durch die Verwendung eines einzigen Monokunststoffmaterials zu verbessern.
Wir stellen allerdings fest, dass es in unserer Branche einige Zeit dauert, bis der Verbraucher bereit ist, einen höheren Preis zu bezahlen. Zudem hatten wir einige Schwierigkeiten dabei, die Einzelhändler von unseren Ideen zu überzeugen und unsere nachhaltigeren Produkte in den Regalen zu platzieren.
Ist es möglich, Nachhaltigkeit und Komfort, für den Hakle steht, in Einklang zu bringen?
Tatsächlich hat recyceltes Toilettenpapier leider oft Sandpapier-Charakter! Für uns war es immer wichtig, Komfort und Nachhaltigkeit zu verbinden: Das war auch der Gedanke hinter unserem Produkt „Papier Pur – Natürlich Sanft“ – einem 4-lagigen Toilettenpapier, das zu 50 Prozent aus Recyclingpapier besteht. Je reicher eine Gesellschaft wird, desto mehr wächst das Bedürfnis nach Komfort. Wir haben dies bei der Entwicklung der Toilettenpapierqualität gesehen: Vor Jahren verwendeten wir nur 2-lagiges Papier, jetzt sind wir bereits standardmäßig bei 4- bis 5-lagigem angekommen.
Für den Verbraucher gelten Hygieneprodukte tendenziell als Low-Interest-Produkte. Wie gestaltet man dafür eine ansprechende Marketingkampagne?
Für uns ist es wichtig, welchen Effekt die Produkte von Hakle auf unsere Konsumenten haben. Außerdem legen wir Wert auf Transparenz. Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, dem Verbraucher aufzuzeigen, wie viel Energie und Wasser in die Herstellung der Produkte fließt. Jede Marketingkampagne muss auch interkulturelle Unterschiede anerkennen. So gibt es zum Beispiel echte Unterschiede in der Toilettenhygiene und in der Art und Weise, wie die Menschen Toilettenpapier verwenden. Deutsche falten das Papier, die Briten rollen, die Menschen in den USA neigen dazu, zu zerknittern, und die Franzosen mögen farbiges Toilettenpapier!
Sie beschreiben sich selbst als Tüftler mit einer Leidenschaft für die Papierherstellung. Was plant Hakle für die Zukunft?
Wir wollen alternative Fasern wie zum Beispiel Gras in der Produktion verwenden. Auch personalisierte Produkte, wie Toilettenpapier mit einem persönlichen Design oder Logo, sind Ideen, die wir gerne entwickeln würden. Der elektronische Handel und der Kauf direkt vom Hersteller ist ein wichtiger Zukunftstrend, deshalb arbeiten wir aktuell an der Verbesserung unseres Webshops.
Natürlich müssen wir auch für eine Zukunft planen, in der sich Produkte wie das Washlet (in Japan beliebte Toilette mit Duschfunktion) weiterverbreiten und das Toilettenpapier überflüssig machen. Doch meiner Meinung nach ist dies eine noch weit entfernte Zukunft.