Dank ChatGPT befindet sich die Welt derzeit im AI-Fieber. Die künstliche Intelligenz kann offenbar zu jeder Frage eine Antwort geben und zu jedem Recherche-Thema einen Beitrag leisten. Nun möchte Microsoft seine Suchmaschine Bing damit ausstatten und nichts weniger als die Websuche damit revolutionieren. Die Sache hat allerdings einen Haken: Damit die KI nutzbringend eingesetzt werden kann, müssen möglichst präzise Anfragen oder Prompts formuliert werden. Richtig verwendet kann das Sprachmodell aber auch für Vermarkter:innen ein hilfreiches Tool sein
Was sind Prompts?
Der Begriff „Prompt“ stammt aus dem Englischen und bedeutet, dass etwas veranlasst oder in Gang gesetzt werden muss. User:innen müssen also eine Anfrage stellen oder eine Aufforderung äußern, um eine Antwort zu erhalten. Bei diesen Prompts handelt es sich um einen Satz bzw. ein oder mehrere Keywords, die das Tool analysiert und auf die es reagiert.
Tipps für gute Prompts: Herantasten an ChatGPT
Nach der Erstellung eines Accounts gibt es zahlreiche Möglichkeiten, mit ChatGPT zu interagieren. Insbesondere beim ersten Versuch kann es hilfreich sein, das Modell zunächst einmal durch einfache Fragen auszutesten, um ein Gefühl für den Chatbot zu entwickeln. Nach dem ersten Kennenlernen ist aber eine Auseinandersetzung mit den Tipps zur Erstellung von Prompts sinnvoll, um hilfreiche Ergebnisse aus dem Sprachmodell herauszuholen.
Allgemeine Regeln für die Formulierung von Prompts
Wer die KI-Technologie in die eigenen Arbeitsabläufe mit einbeziehen möchte, sollte folgende grundlegende Tipps verinnerlichen:
- Keine ellenlangen und verschachtelten Sätze schreiben.
- Stattdessen: Kurze, klare und genaue Formulierungen nutzen.
- Doppelungen und Wiederholungen vermeiden.
- Eine leicht verständliche Wortwahl nutzen, ähnlich einem Chat mit Freund:innen.
- Bei der Erstellung von Prompts auf die Grammatik achten und jegliche Rechtschreibfehler vor dem Absenden der Anfrage korrigieren, ansonsten wird die Qualität der Antwort beeinträchtigt.
- Keine allgemeinen Fragen stellen, wenn exakte und detaillierte Antworten gewünscht sind.
- Zum Thema passende Schlüsselbegriffe für die Prompts auswählen.
Marketing-Teams, die sich an diesen Regeln für Prompts orientieren, können mit der Unterstützung von ChatGPT hilfreichen Content generieren
Konkretes Beispiel: Erstellung von Ads
Soll ChatGPT einen Blogartikel zu einem bestimmten Thema oder eine Produktbeschreibung verfassen, ist eine zu allgemein gehaltene Anfrage eher unvorteilhaft, z. B.:
„Schreib mir eine Werbeanzeige für meinen Onlineshop.“
Bessere Ergebnisse lassen sich erzielen mit:
„Schreib mir eine Werbeanzeige für meinen Onlineshop, über den ich Frauenkleidung verkaufe.“
Je mehr Details ChatGPT über den gewünschten Inhalt erfährt, desto mehr nähert sich die Anzeige dem gewünschten Ziel an:
„Schreibe mir eine Werbeanzeige für meinen Onlineshop, über den ich Frauenkleidung an Kunden verkaufe, die sich für elegante Kleider interessieren. Erwähne dabei die Anlässe, zu denen sie die Kleider tragen können und Accessoires, die dazu passen.“
Während die ersten Anfragen zu generisch sind, gibt der letzte Prompt wichtige Informationen wie Produktdetails, Nutzen für die Kund:innen und Interessen der Zielgruppe vor.
Einen Blogartikel schreiben lassen
Bei einem Blogartikel verhält es sich ähnlich. Prompts ohne Details führen zu einem eher unstrukturierten Resultat:
„Schreibe mir einen Text über Reisekoffer.“
Auf dieser Basis entsteht zwar ein Beitrag, der mit großer Wahrscheinlichkeit viele relevante Informationen enthält, aber nicht unbedingt in dem Format und Stil, wie es sich die User:innen und letztendlich auch die Kundschaft wünschen.
Stattdessen ist es wichtig, so viele Rahmenbedingungen und Informationen wie möglich anzugeben. Folgende Parameter können beispielsweise in die Prompts mit einfließen:
- Aufgabe und Thema: Schreib mir einen Blogartikel über Reisekoffer für Geschäftsreisen
- Textlänge: 800 Wörter (alternativ kann an dieser Stelle auch die Zeichenzahl angegeben werden)
- Stil: Sachlich, informierend
- Zielgruppe: Büroangestellte, die oft geschäftlich verreisen
- Textstruktur: Headline, Teaser, Einleitung, Hauptteil, meistgestellte Fragen, Fazit
Die Reihenfolge dieser Faktoren und der genaue Wortlaut sind nicht unbedingt entscheidend. Es lassen sich auch zahlreiche weitere Details ergänzen, damit das Ergebnis die gewünschte Form annimmt. Zusätzlich kannst du Themen auch eingrenzen, indem du in die Prompts mit einfließen lässt, welche Aspekte und welche Zielgruppe nicht angesprochen werden sollen.
Das Ergebnis lässt sich auch im Nachhinein noch von ChatGPT anpassen. Etwa mit Prompts wie:
„Kannst du denselben Text als Verkaufstext formulieren?“
Weise ChatGPT eine Rolle zu
Alternativ dürfen User:innen dem Chatbot schon zu Beginn der Anfrage eine spezifische Rolle zuweisen, damit das Modell den Inhalt in einem spezifischen Tone-of-Voice erstellt. Zum Beispiel:
„Du bist ein Ergonomie-Experte. Schreibe mir einen Text über gesundheitsfördernde Sitzgelegenheiten.“ Anschließend folgen weitere gewünschte Details und Formatanforderungen.
Chained Promptings für die Lösung komplexer Aufgaben
Mithilfe des sogenannten Chained Promptings lassen sich komplexere Aufforderungen in mehrere Phasen aufteilen, damit ChatGPT letztendlich ein besseres Ergebnis erzielt. Das kann mit umfangreicheren Prompts geschehen oder in mehreren aufeinanderfolgenden Anfragen.
Für einen längeren Text über höhenverstellbare Schreibtische lässt sich beispielsweise zunächst eine grobe Struktur anfertigen. Dazu reicht schon die Anfrage: „Kannst du mir eine Textstruktur für einen Blogbeitrag zu höhenverstellbaren Schreibtischen erstellen?“. Die KI entwirft eine Gliederung mit Headline, Teaser, Einleitung, Hauptteil und Schluss mit möglichen inhaltlichen Vorschlägen. In einer nächsten Anfrage können Nutzer:innen ins Detail gehen und zu den einzelnen Punkten Unterpunkte verlangen. Auf diese Weise liefert ChatGPT nach und nach Inspiration für einen kompletten Text.
Kanalspezifische Inhalte
Füttern User:innen ChatGPT mit genügend Informationen, lassen sich auch Beiträge für spezifische Zielgruppen und Kommunikationskanäle erstellen. Dazu muss sowohl das Zielpublikum definiert als auch der Name des Netzwerks genannt werden. Ferner kann vorgegeben werden, ob es sich um eine geschlechtsspezifische oder geschlechtsneutrale Ansprache handeln soll.
Hat ChatGPT bereits einen längeren Text geschrieben, lässt sich in einer nächsten Anfrage auf dieser Basis direkt einen Beitrag für einen spezifischen Kanal entwickeln. Die KI kann auch selbstständig Hashtags hinzufügen, sollte das für die jeweilige Plattform angemessen sein und die Nutzer:innen dies im Prompt nicht explizit untersagt haben.
Wenn ChatGPT Marketingkampagnen entwickelt
ChatGPT kann als Ideenlieferant zum Beginn oder auch im späteren Verlauf des Prozesses dienen. Verwenden User:innen Prompts wie „Erstelle mir eine erfolgreiche Strategie für eine erfolgreiche Werbekampagne für höhenverstellbare Schreibtische“, erstellt das Modell eine recht standardmäßige Strategie. Diese besteht aus Vorschlägen für die Zielgruppenanalyse, Unique Selling Proposition, Multi-Channel-Marketing, Influencer-Marketing, Online-Präsenz, Rabatt- und Werbeaktionen, Kundenservice. Auf Anfrage geht ChatGPT näher auf die einzelnen Punkte ein, so können Nutzer:innen schrittweise immer mehr Details einfordern.
Auch bei der Anfrage nach einer ausgefallenen Marketingkampagne für das bisher genannte Beispiel liefert ChatGPT reichlich Inspiration. Im Test erhielten wir beispielsweise eine „Stehe auf und tanze!“-Videokampagne, eine „Wackelpudding-Challenge” und ein “Schreibtisch-Bootcamp” unter der Anleitung eines Fitnesstrainers vorgeschlagen. So interessant diese Optionen klingen mögen, User:innen sollten natürlich genau überprüfen, ob diese Kampagnen nicht schon anderweitig eingesetzt werden.
So kann ChatGPT beim Marketing unterstützen
Die beeindruckende ChatGPT-Technologie hat insofern Limitierungen, als sie weiterhin durch menschliche Hand trainiert werden muss. Da es sich um eine brandneue Technologie handelt und dieses Training noch in seinen Anfängen steckt, können dem Bot bei seinen Antworten noch zahlreiche sachliche Fehler unterlaufen. Daher ist es zu diesem Zeitpunkt wichtig, bei der Marketing-Automation nichts zu überstürzen und jeden von ChatGPT erstellten Content und die darin enthaltenen Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt und ihren Sinn hin zu überprüfen. Bezüglich möglicher Urheberrechtsverletzungen sind außerdem noch sehr viele Fragen über die generierten Texte offen. Wer Vorsicht walten lassen möchte, sollte das berücksichtigen. Auch Ideen für Marketingkampagnen sollten daher natürlich nicht ungeprüft übernommen werden.
Dennoch handelt es sich um ein hilfreiches Werkzeug, das sehr viele Arbeiten vereinfachen oder verkürzen kann. ChatGPT ist in der Lage, Inhalte in einem spezifischen Tone-of-Voice zu erzeugen, die ein Marketing-Team als kreativen Anhaltspunkt für die nächste Phase der Kampagne nutzen kann. Das Tool erstellt beispielsweise in kürzester Zeit Headlines, CTAs, Blog-Beiträge, Videoscripts und Inhalte für diverse Kanäle. Die KI ist theoretisch auch in der Lage, textbasierte Konversationen mit Website-Besuchern zu führen, um Probleme zu lösen und Informationen zur Lead-Generierung zu sammeln.
ChatGPT kann viel Zeit sparen, indem es etwa schnell eine Rohfassung eines Textes schreibt, den der Mensch anschließend je nach Wunsch verfeinert, umgestaltet und anpasst. Die KI kann auch Ideen zu Aspekten eines Themas anbieten, die zielgruppenrelevant sind, an die Nutzer:innen bei der Content-Gestaltung aber womöglich bis dahin noch gar nicht gedacht haben. Das Ergebnis: Die gewonnene Zeit kann das Marketing-Team wiederum in die Verfeinerung oder andere wichtige Aufgaben investieren.
Fazit: Gute Prompts schreiben als Prozess
Ganz gleich, wie sich ChatGPT weiterentwickelt und ob es die eigenen Limitierungen bei der Bearbeitung von Prompts überwindet, KI wird im Marketing zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen. Daher sollten Vermarkter:innen sich dieser Technologie keinesfalls verschließen, sondern möglichst früh Erfahrungen mit ihr sammeln. Folgende Maßnahmen bieten sich hierfür u.a. an:
- KI-Schulungen für die Belegschaft initiieren, um die nötigen Skillsets im Unternehmen vorzubereiten
- Möglichst frühzeitig sinnvolle und konkrete Anwendungsgebiete für das Tool verifizieren
- Weitere wichtige Schlüsselbegriffe und Themen für das eigene Unternehmen identifizieren, z.B. im Rahmen der Suchmaschinenoptimierung via ChatGPT
- Testen von anderen KI-Tools wie z.B. Neuroflash
- Testen von KI-Plugins wie Alomatic, ContentBot AI Writer oder AI Mojo, z.B. für die Generierung von Texten
Die meisten Tools befinden sich noch in der Entwicklung. Wichtig ist daher, dass deren Vorschläge für die Marketing-Arbeit stets umsichtig geprüft und nicht einfach übernommen werden.