NFTs oder Non-Fungible Tokens – die einzigartigen und nicht austauschbaren Token, die als Zertifikate von Authentizität oder Besitz von Vermögenswerten fungieren – haben zuletzt viel Aufmerksamkeit erregt. Vor allem von bestimmten Unternehmen, Prominenten und Technologieplattformen. Doch trotz des Hypes gibt es Anzeichen dafür, dass Anleger das Interesse verlieren. Darüber hinaus wird erhebliche Kritik laut rund um diese Technologie. Wir werfen einen Blick auf die bisherige Entwicklung und mögliche Zukunft der NFTs.
NFTs: Der Hype steigt unter Unternehmen, Plattformen und Promis
Den aufkommenden Trend der NFTs und wie Marken daraus Kapital schlagen können, haben wir im Juni 2021 bereits in einem Artikel erklärt. Mittlerweile ist der Wert des NFT-Markts deutlich gestiegen: von 340 Millionen US-Dollar Ende 2020 auf 41 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.
Ob Sport, Film, Kunst, Musik oder Gaming – immer mehr NFTs tauchen in diesen Branchen auf. Standbilder aus Kultfilmen, digitaler Content aus Videospielen und einzigartige Kunstwerke werden als NFTs auf den Markt geschwemmt. Immer mehr Unternehmen versuchen mit den digitalen Assets eine neue und als innovativ empfundene Markenwahrnehmung zu schaffen. NFTs haben sogar ihren Platz in der Geopolitik gefunden: Das ukrainische Ministerium für digitale Transformation verkauft NFTs, die auf den bisherigen Hauptereignissen des Krieges beruhen, um die Verteidigung gegen die russische Invasion zu finanzieren.
Auch die ersten Promis sind längst vom NFT-Fieber gepackt. Gwyneth Paltrow, Lindsay Lohan, Paris Hilton oder David Beckham, um nur einige Beispiele zu nennen, sprechen über ihre Leidenschaft für die Technologie. Einige große Tech-Konzerne erwägen nun auch, die Technologie auf ihren Plattformen zu integrieren – allen voran natürlich Meta. Unternehmensgründer Mark Zuckerberg verkündete kürzlich auf dem SXWS Festival in Austin (Texas), dass der Konzern plant, NFTs demnächst auf Instagram einzuführen.
Ist der Hype bei Anlegern aber vorbei?
Trotz all dem Rummel um die besonderen Token, scheint das öffentliche Interesse daran allmählich abzuflauen. Google Trends zeigt einen signifikanten Absturz in den Suchanfragen nach einem Höchstwert im Januar 2022.
Trotz des enormen Wachstums des Marktes im Jahr 2021 ist seit Ende des Jahres / Beginn 2022 auch ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.
Dies könnte auf eine natürliche Korrektur des Marktes zurückzuführen sein. Aber seit ihrer Einführung haben es NFTs auch noch nicht geschafft, einige Kritiker verstummen zu lassen. Wir schauen uns die drei häufigsten Knackpunkte genauer an.
- Ungeklärte Besitzverhältnisse
Immer wieder wird die Frage laut, was man eigentlich wirklich mit NFTs anfangen kann. Wer einen NFT erwirbt, der an eine bestimmte Art von Content gekoppelt ist, hat nicht automatisch auch die geistigen Eigentumsrechte daran erworben. Eine Tatsache, die vielfach missverstanden wird. Es gibt beispielsweise keine Berechtigung, das Bild aus dem NFT zu vervielfältigen – es sei denn, der/die Eigentümer:in der Urheberrechte hat dies ausdrücklich erlaubt. Das Einzige, was die NFT-Besitzer mit ihnen machen können, ist, zur Schau zu stellen, dass sie sie besitzen – und natürlich eines Tages weiter zu verkaufen. Allerdings oft für weitaus weniger Geld als bei der Anschaffung: Gary Vaynerchuk, Online-Marketer und der NFT-Mogul schlechthin, wagte kürzlich die Prognose, dass mehr als 98 Prozent der NFTs an Wert verlieren werden.
- Umwelt
Außerdem tobt die nicht geklärte Debatte über die Umweltauswirkungen von NFTs weiter. Die meisten NFTs laufen auf der Ethereum Blockchain, die die Proof-of-Work Methode zur Prägung der einzelnen NFTs nutzt. Dieser Prozess verbraucht viel Strom. Der erschreckende Vergleich: Genauso viel Stromverbrauch wie ein amerikanischer Durchschnittshaushalt in neun Tagen. Lösungen werden schon lange debattiert, zum Beispiel die sparsamere Methode Proof-of-Stake zu der Ethereum wechseln möchte. Ein Datum für die Umstellung ist aber nicht bekannt.
- Sicherheit
Sicherheit bleibt ebenfalls ein großes Problem bei NFTs. Bisher wurde wenig unternommen, um böswillige Akteure daran zu hindern, NFTs aus den Originalwerken anderer zu erstellen. Der führend NFT-Marktplatz OpenSea verkündete kürzlich, dass mindestens 80 Prozent ihrer NFTs „Plagiatswerke, Fälschungen oder Spam sind“. “Rug pulls” – wenn also Krypto-Entwickler:innen abrupt ein Projekt verlassen und mit dem Geld des Käufers verschwinden, sind ebenfalls ein noch nicht gelöstes Problem von NFTs. Mehrere gehypte Projekte haben sich mittlerweile als „rug pulls“ herausgestellt. So zum Beispiel Evolved Apes, ein NFT-Schema, bei dem die Urheber mit 2,7 Millionen Euro verschwunden sind.
Haben NFTs eine Zukunft?
NFTs sind keine reine Modeerscheinung. Sie haben viel Aufmerksamkeit von kreativen Köpfen, Marken, Promis und Investoren:innen auf sich gezogen. Man kann deshalb sagen: Sie sind gekommen, um zu bleiben. Trotz der jüngsten Korrektur auf dem Markt prophezeien wir, dass es immer Menschen geben wird, die ein Original besitzen wollen – und sei es eine digitale Datei. Es macht sie einfach glücklich, ihre Loyalität und Liebhaberei für bestimmte Kunstobjekte oder Marken zu zeigen und diese ihren Freund:innen zu präsentieren. Manche wollen auch einfach dem exklusiven Club der NFT-Besitzer anzugehören.
Der jüngste Rückgang des Interesses und die ungelösten Kritikpunkte haben aber Spuren hinterlassen. Neben Umwelt- und Sicherheitsbedenken hinterfragen Käufer:innen mittlerweile auch genau, was es bedeutet, einen NFT zu besitzen. Zwar gewährt die limitierte NFT-Version eines Porsches unter Umständen den Einlass in den Porsche-Club. Aber ein echter Porsche kostet fast dasselbe und kann den/die Fahrer:in auch noch morgens ins Büro bringen. Die Zukunft der NFTs wird davon abhängen, ob die Unternehmen und Plattformen in der Lage sind, diese Probleme zu lösen.
Fazit
Vermarkter:innen sollten sich dem Thema „Marken und NFT“ kritisch nähern. Wichtig dabei:
- Wiegt der zu erwartende Nutzen die Nachteile auf?
- Macht ein NFT für meine Marke und meine Zielgruppe Sinn?
Zweifellos werden NTFs eine noch größere Rolle spielen in der neuen digitalen Metaverse-Welt, die in den kommenden Jahren immer mehr Form annehmen wird. Die Diskussion um NTFs wird daher nicht abreißen, sondern noch interessanter werden.