Zum dritten Mal veranstaltet die Founders Foundation die Konferenz „Hinterland of Things“, die eine Plattform für Start-ups, Familienunternehmen und Investoren bietet. Ein guter Zeitpunkt, um sich mit Sebastian Borek, dem Mitbegründer und Organisator der Konferenz sowie CEO der Founders Foundation auszutauschen. Mit ihm sprechen wir über Trends im Start-up-Universum und gehen der Frage nach, warum Deutschland die Heimat des digitalen Mittelstands sein könnte.
Die Konferenz „Hinterland of Things“ findet diese Woche zum dritten Mal statt. Was sind in diesem Jahr die wichtigsten Trends im Start-up- und VC-Bereich?
Wir sehen einen massiven Trend zu Gründungen mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Etwa 30 bis 50 Prozent der Gründungen konzentrieren sich auf dieses Thema. Bis vor kurzem war der Klimawandel den Umweltschützern vorbehalten, jetzt haben die Geschäftsleute aufgeholt. Sie zeigen, dass man wirtschaftlichen Nutzen schaffen und trotzdem Gutes tun kann. Als die US-Fondsgesellschaft BlackRock eine Nachhaltigkeitsklausel in ihren Investitionsvertrag aufnahm, ließ sich ein globaler Nachhaltigkeitstrend erkennen. Im Allgemeinen hat sich besonders die „Fridays for Future“-Bewegung als Katalysator erwiesen.
Deine Start-up-Konferenz will die Antwort auf einen „Fehlstart ins digitale Zeitalter“ sein. Inwieweit stellt „Hinterland of Things“ einen Schritt in die richtige Richtung dar?
Wir haben in Deutschland sowohl eine Start-up-Szene, als auch viele traditionelle etablierte Unternehmen. Die 16 größten deutschen Unternehmen setzen jährlich über 70 Milliarden Euro um. Um Deutschland in Schwung zu bringen, brauchen wir nicht nur Innovationen in den Start-ups, sondern auch in den traditionellen Unternehmen. Mit unserer Konferenz bieten wir in erster Linie eine Plattform dafür. Wir laden Start-ups, Unternehmen, Investoren und C-Level-Managern ein, ihre Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Allzu oft sehen wir, dass deutsche Gründer an US-Unternehmen verkaufen. Wir jedoch möchten einheimische Innovationen in Deutschland halten. Wir wollen, dass die „Hinterland“ ein erster Schritt hin zu einer Kultur in Deutschland ist, die Innovation und Unternehmertum wirklich schätzt und fördert.
Traction, Trust und Tradition: Die „Hinterland of Things“ identifiziert sich mit diesen drei Worten. Wofür stehen sie?
Investoren und Start-ups wollen natürlich Zugkraft und Erfolg in dem sehen, was sie tun. Und natürlich ist Vertrauen ein sehr starkes Konzept in unserer Region. Wir wollen den Aufbau von Beziehungen fördern und Verbindungen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen aufbauen. Vertrauen könnte hierbei die entscheidende Verknüpfung zwischen den beiden Welten sein. Wir wollen nicht nur Quick Wins. Wir glauben, dass dies ein USP der deutschen Gründerszene sein könnte: Unternehmen, die nicht auf die Milliardenbewertung setzen, sondern den digitalen Mittelstand anstreben. Mit diesem nachhaltigen Ansatz könnten etablierte Unternehmen darauf vertrauen, dass die Start-ups nicht gleich in Konkurs gehen. Und schließlich Tradition, weil ein Teil unseres Fokus auf dem Mittelstand in Familienbesitz liegt.
Die Konferenz bietet einflussreichen Rednern eine Bühne. Was zeichnet Deiner Meinung nach inspirierende Meinungsbildner aus?
Inspirierend ist für mich jemand, der nicht nur redet, sondern tatsächlich etwas geleistet hat. Alex Sixt zum Beispiel, der dieses Jahr auf der Bühne steht, ist Teil eines Familienunternehmens, das die Autovermietungsbranche verändert. Die Mobilitätsindustrie entwickelt sich im Moment so schnell und er hat eine großartige Geschichte zu erzählen: Wie positioniert sich Sixt? Sind die aktuellen Entwicklungen Chancen oder Gefahren? Wie ist die Dynamik innerhalb eines Familienunternehmens, wenn sich die Branche im Wandel befindet? Es ist wirklich inspirierend, von Menschen, die schwierige Zeiten durchlebt haben, zu erfahren, wie sie diese Probleme überwunden haben und was sie daraus gelernt haben. Bei der „Hinterland“ geht es darum, offen zu sein und seine Erfahrungen zu teilen.
Die Founders Foundation ist eine wichtige Ressource für neue Gründer. Welche Eigenschaften sollten alle Gründer haben und was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren?
In Bezug auf die Persönlichkeit lassen sich bestimmte typische Charaktere erkennen. Zum Beispiel die introvertierten Super-Nerds und die überambitionierten Verkäufertypen. Oft sieht man eine typische Steve Jobs-/Wozniak-Dynamik, bei der eine Person für die Vision zuständig ist und die andere den Part des Tech-Nerds übernimmt. Aber trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten gibt es gewisse Gemeinsamkeiten, die man bei allen Unternehmern sieht. Erstens schätzen alle ihre Unabhängigkeit. Sie tun das, was sie wollen und zwar zu ihren eigenen Bedingungen. Zweitens: Sie sind selbstbewusst. Sie vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Frauen in dieser Branche fehlt manchmal dieses Selbstbewusstsein – obwohl jede Unternehmerin, die ich kennengelernt habe, genauso gut oder sogar besser in ihrem Job performt als ihre männlichen Kollegen. Drittens sind Gründer äußerst flexibel. Wenn sie ein Problem sehen, nehmen sie es als eine Herausforderung an, die es zu bewältigen gilt. Und viertens können sie gut mit Menschen umgehen. Sie haben anziehende Persönlichkeiten, die andere Menschen wie Investoren und Kunden für sich gewinnen können. Das sind keine Dinge, die man lernen kann.
Die „Hinterland of Things“ findet am 13. Februar 2020 in Bielefeld statt.