Die Hautpflegebranche erlebt derzeit einen Boom an pharmazeutischen Produkten – auch Dermakosmetika genannt. Diese Spezialpflegeprodukte profitieren von der wissenschaftlichen Expertise der Pharmaindustrie und zeichnen sich durch ein hohes Wirkungspotenzial der verwendeten Inhaltsstoffe aus. Woher kommt dieser Trend und warum wächst der Markt?
Dermakosmetik: Wodurch wird der Trend angetrieben?
Viele Umweltfaktoren können sich heutzutage negativ auf unsere Haut auswirken. Verschmutzung in den Städten, schädliche UV-Strahlen und schlechter Schlaf fordern ihren Tribut – dementsprechend ist die Nachfrage nach effektiver Hautpflege stärker als je zuvor.
Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit und einem natürlichen Lebensstil in allen Bereichen führt dazu, dass die Inhaltsstoffe von Produkten immer mehr hinterfragt werden. Bei Hautpflegeprodukten kommt hinzu, dass die Inhaltsstoffe einen spürbaren und unmittelbaren Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild haben. Konsument:innen von Hautpflegeprodukten sind daher besonders anspruchsvoll – vielleicht sogar noch mehr als bei der Wahl ihres Essens und Trinkens.
Soziologische Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass Menschen sowohl länger leben als auch besser aussehen wollen. Entsprechend gestaltet sich die Hautpflege-Routine immer umfangreicher – und ähnelt in ihrem Ausmaß inzwischen sonnenintensiven Ländern wie Spanien. Hier sind bis zu 13 verschiedene Schritte bei der Hautpflege keine Seltenheit.
So wundert es kaum, dass der globale Dermakosmetik-Markt expandiert – einige Experten prognostizieren ein Wachstum mit einer CAGR von 4,5 Prozent im Zeitraum 2020-2027.
Was sind die Vorteile von Dermakosmetik?
Moritz Monschau, Marketing Manager bei ISDIN, einem führenden spanischen Hautpflegeunternehmen mit Fokus auf Sonnenschutz, erklärt: „Die meisten Schönheitsmarken gehen einen Kompromiss zwischen Wirksamkeit und Benutzerfreundlichkeit ein. Unsere wissenschaftliche Forschung zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen. Das Ergebnis: Unsere Produkte bringen echte Ergebnisse und sind gleichzeitig angenehm in der Anwendung.“
„Die meisten Sonnenpflegemarken verwenden zum Beispiel UV-Filter, die in Öl enthalten sind. Das ist eine Standardlösung und kann oft zu Juckreiz führen. Durch unsere Forschung haben wir einen Weg gefunden, UV-Filter zu produzieren, die von Wassermolekülen umgeben sind, sodass unser Sonnenschutz sowohl effektiv als auch verträglich für die Augenpartie ist.“
Dermakosmetische Produkte bieten auch unerwartete Vorteile für die Konsument:innen. Der ISDIN Nagelverstärker-Stift zum Beispiel wurde entwickelt, um die Nägel zu schützen und ihren Zustand zu verbessern – Ärzte erkannten aber, dass der Stift ebenfalls gegen Nagelpilz wirkt. Erste Studien sollen diesen Effekt nun auch wissenschaftlich belegen.
Apotheken und Dermatologen als vertrauenswürdige Quellen
In Deutschland werden Dermakosmetika vor allem über das weit verzweigte Apothekennetz vertrieben, die bei den Verbrauchern ein hohes Vertrauen genießen. Hier profitieren die Kunden von einer fachkundigen Beratung, die es im normalen Handel nicht gibt. Aufgrund des wissenschaftlichen Nachweises ihrer Wirksamkeit werden die Produkte auch häufig von Dermatolog:innen empfohlen, die in Deutschland Dermakosmetika über die roten Selbstzahlerrezepte verordnen. In einigen Fällen werden sie sogar von Organisationen wie den Berufsgenossenschaften erstattet, deren Mitglieder häufig im Freien arbeiten und damit einem erhöhten Risiko für Hauterkrankungen ausgesetzt sind.
Monschau ergänzt: „Unser Geschäftsmodell setzt stark auf Empfehlungen von Ärzt:innen und die Beratung durch geschulte Apotheker:innen. Diese können die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Forschungen, die in die Entwicklung unserer Produkte eingeflossen sind, sehr gut nachvollziehen und den Verbrauchenden erklären„.
Dermakosmetik profitiert auch von der relativ hohen Apothekendichte in Deutschland. Mit über 20.000 Apotheken und einer Bevölkerungszahl von mehr als 80 Millionen kommen in Deutschland 25 Apotheken auf 100.000 Einwohner:innen – weitaus mehr als in vielen anderen europäischen Ländern. Produkte, die in Apotheken verkauft werden, können zudem auf das flächendeckende pharmazeutische Vertriebsnetz in Deutschland zugreifen, das laut Monschau „besser als Amazon Prime“ ist.
Außerdem generiert das vertrauensvolle und kompetente Apothekenumfeld tendenziell einen höheren Warenkorbwert. „Man geht in der Regel in die Apotheke, wenn man alles andere ausprobiert hat. Keiner geht in die Apotheke, um Geld zu sparen.„, erklärt Monschau.
Ist Dermakosmetik krisenfest?
Der Dermakosmetik-Markt hat die Corona-Krise relativ unbeschadet überstanden. Während Beiersdorf im Oktober 2020 für das dritte Quartal 2020 insgesamt einen Umsatzrückgang von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr meldete, sagte Beiersdorf CEO Stefan De Loecker auf einer Telefonkonferenz zum Geschäftsergebnis, dass „sich der Dermakosmetik-Markt in dieser Krise als besonders widerstandsfähig erwiesen hat und wir mit unseren Marken Eucerin und Aquaphor dank erfolgreicher Innovationen in allen Regionen ein starkes zweistelliges Umsatzwachstum erzielen konnten.“ Der Vorstandsvorsitzende erklärte, dass dies vor allem darauf zurückzuführen sei, dass die Apotheken weniger vom Corona-Lockdown betroffen waren. So konnte Beiersdorf weiterhin den Bedarf an Hautpflegeprodukten bedienen.
Fazit
Die Zukunft für die Dermakosmetik sieht positiv aus. In einer Zeit, in der Vertrauen in Marken mehr denn je zählt, können die Spezialpflegeprodukte ihre Wirksamkeit und Anwendbarkeit durch wissenschaftliche Untersuchungen belegen. Darüber hinaus verfügen Dermakosmetika durch den Verkauf in Apotheken über einen vertrauenswürdigen und zuverlässigen Vertriebskanal mit fachkundiger Beratung und profitieren zudem von einem Umfeld, in dem Kund:innen dazu bereit sind, etwas mehr auszugeben.