Die Werbe- und Marketing-Branche ist heiß umkämpft. Seit ein paar Jahren drängen immer mehr AdTech- und MarTech-Start-ups auf den Markt. Mit ihren neuen Ansätzen, Lösungen und Technologien wollen die jungen Unternehmen vor allem eines: ein Stück abhaben vom großen Kuchen der Industrie. Dabei sorgt die Dominanz der großen Player wie Facebook oder Google gleichzeitig dafür, dass es für Gründer immer schwieriger wird, sich auf Dauer zu behaupten. Die Folge: Der Markt konsolidiert sich, die Zahl der Exits nimmt zu. Und doch gibt es weiterhin eine Reihe von Start-ups, die international mit spannenden Konzepten überzeugen. The Restless CMO stellt fünf von ihnen vor.
StickerRide
Das Konzept: Das Moskauer Start-up bringt Werbetreibende mit Autobesitzern zusammen, die ihr Fahrzeug als Werbefläche vermieten wollen. Indem es dabei auf eine mobile Smartphone-Anwendung setzt, funktioniert StickerRide im Wesentlichen nach dem Uber-Prinzip: Marketer können ihre Kampagnen mit entsprechenden Parametern wie Zielorte, Zielgruppen und Uhrzeiten auf der Plattform einstellen, Autobesitzer können sich bei Interesse darauf bewerben.
Um das Engagement der Fahrer zu erhöhen, verfolgt StickerRide zudem einen Gamification-Ansatz: Je häufiger ein Fahrer unterwegs ist, desto mehr Punkte kann er sammeln. Die meisten Punkte erhalten Teilnehmer jedoch, wenn sie zu vorgegebenen Zeiten die von den Auftraggebern gewünschten Orte ansteuern. Wer außerdem noch an speziellen Aktionen wie Flashmobs teilnimmt, kann sein Punktekonto weiter aufbessern. Am Ende einer Kampagne werden Fahrer abhängig von ihren Aktivitäten bezahlt.
Dieses Prinzip bietet Advertisern die Möglichkeit, auch Orte anzusteuern, an denen es kaum oder gar keine Out-of-Home-Flächen gibt. Gleichzeitig können sie über App und ein entsprechendes Dashboard die Entwicklung aller Kampagnen-Parameter mitverfolgen. Mehr als 85.000 Fahrer sollen die App schon heruntergeladen haben, über 30 Kampagnen mit namhaften Unternehmen wie Marvel, Michelin oder Warner Brothers wurden bereits umgesetzt.
Gegründet: 2013
Standorte: Moskau, Büros in London, Paris und Los Angeles
Letzte Fundings: 3 Mio. US-Dollar von Winter Capital (Mai 2016)
Phrasee
Das Konzept: Phrasee kombiniert menschliche Erfahrungswerte mit künstlicher Intelligenz, um E-Mail-Marketern das Texten ansprechender Headlines abzunehmen. Dahinter steht ein Algorithmus, der via Machine Learning Daten und Informationen über das Klick-Verhalten der Empfänger zusammenträgt, analysiert und auf Basis dieser Erkenntnisse die optimale Betreff-Zeile, Body Copy sowie Call-to-Action (CTAs) kreiert.
Nach eigenen Angaben des Londoner Start-ups werden die KI-basierten E-Mails in 95 Prozent aller Test-Fälle bevorzugt. Ziel der Phrasee-Software ist es, die Öffnungs-, Klick- und letztlich auch die Conversion-Raten von Unternehmen im E-Mail-Marketing zu optimieren. Mehr als 30 Unternehmen nutzen die Services der Briten, darunter Virgin, Euromoney und UBM.
Gegründet: 2015
Standorte: London
Letzte Fundings: über 1 Mio. US-Dollar von Next Fifteen und Galvanise Capital (Juli 2016)
Attest
Das Konzept: Ebenfalls aus der britischen Hauptstadt kommt das MarTech-Start-up Attest. Die Online-Plattform erlaubt es Marketingverantwortlichen mit nur wenigen Klicks Marktumfragen zu erstellen, diese an die gewünschte Zielgruppe zu verteilen und die Ergebnisse im Anschluss auf Basis zentraler demographischer Parameter auszuwerten. Damit will es das Unternehmen Marken nach eigenen Angaben ermöglichen, schnellere und verlässlichere Marketingentscheidungen zu treffen.
So nutzte das Liefer-Start-up Deliveroo die Attest-Plattform beispielsweise, um neue, geeignete Partner-Restaurants zu identifizieren. Das Beauty-Start-up Treatwell erfragte wiederum bei seiner Zielgruppe die emotionalen Druckpunkte hinter der Buchung von Schönheitsbehandlungen.
Zudem gehören auch große Marken wie Amazon, Unilever oder Twitter zu den Kunden von Attest.
Gegründet: 2015
Standorte: London
Letzte Fundings: 3,1 Mio. US-Dollar, angeführt von Oxford Capital und Episode 1 (April 2017)
Mattr
Das Konzept: Mattr ist eine Plattform, die Unternehmen mit den richtigen Influencern zusammenbringen will. Doch anders als vergleichbare Anbieter analysiert das Start-up auf Basis von Algorithmen die Followerschaft der Influencer hinsichtlich wesentlicher demographischer und psychografischer Kenndaten wie Alter, Einkommen, Geschlecht oder Werten zu sozialem und ökologischem Bewusstsein. Ziel von Mattr ist es, Marken dabei zu unterstützen, ihre digitalen Botschafter noch gezielter und passgenauer auswählen zu können.
Ausführliche Ergebnisse können Unternehmen während und nach Ende der Kampagne über das Dashboard der Plattform einsehen. Marken wie DELL oder Ford zählen zu den Kunden des texanischen Start-ups.
Gegründet: 2011
Standorte: Austin, Texas (USA)
Letzte Fundings: unbekannt
Remerge
Das Konzept: Remerge möchte Entwicklern mit App-Retargeting dabei helfen, tote Apps wieder zum Leben zu erwecken. Indem das Berliner Start-up personalisierte Werbung in anderen Anwendungen schaltet, sollen Nutzer ermuntert werden, Apps wieder stärker zu nutzen. Ziel ist es die Retention und den Lifetime Value der Anwendungen langfristig zu erhöhen. Ein entsprechendes Dashboard gibt Marketern Aufschluss über aktuelle Zahlen und interessante Einblicke.
Neben Spiele- und E-Commerce-Anbietern arbeitet Remerge vor allem mit Medienunternehmen zusammen – darunter Spotify, Axel Springer und CBS. Außerdem gehören Marken wie McDonald’s und Lovoo zum über 100 Namen starken Portfolio des Start-ups.
Gegründet: 2014
Standorte: Berlin, Büros in San Francisco, New York und Tokio
Letzte Fundings: 3 Mio. US-Dollar, angeführt von Point Nine Capital (August 2015)